Warum psychologische Sicherheit der Erfolgsfaktor für die Zusammenarbeit im Team ist

Das Thema „psychologische Sicherheit“ ist in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, insbesondere im Kontext moderner Arbeitsumgebungen. Warum diese ein entscheidender Erfolgsfaktor für die Zusammenarbeit im Team ist, und welche Aspekte für die Erreichung dieses Zustandes entscheidend sind, beschreibt Meike Herbst, Expertin für Führungskräfte- und Organisationsentwicklung im Interview.

Psychologische Sicherheit

Was ist denn psychologische Sicherheit?
Meike Herbst: Psychologische Sicherheit ist ein Konzept, das beschreibt, wie sicher sich Menschen in einer Gruppe, einem Team fühlen, Risiken einzugehen, Fragen zu stellen, Fehler zuzugeben, auch unbequeme Themen anzusprechen, die eigene Meinung zu äußern, und das ohne Angst vor Ablehnung oder negativen Konsequenzen zu haben.
Somit ist psychologische Sicherheit ein entscheidender Faktor in der Organisationsentwicklung, weil sie die Grundlage für eine offene, innovative und produktive Arbeitskultur schafft. Eine Kultur der Offenheit zu etablieren, wird als zentraler ERFOLGS-Faktor angesehen.
Die Entstehung psychologischer Sicherheit ist ein vielschichtiger Prozess und gleichzeitig dennoch gut machbar.

Aber wie genau entsteht denn dieser Zustand der „psychologischen Sicherheit“?
Es geht zuallererst darum, Vertrauen und Respekt aufzubauen, z.B. durch gegenseitige Wertschätzung der unterschiedlichen Meinungen und Perspektiven, aber auch Verlässlichkeit wie zum Beispiel die Einhaltung von Zusagen. Es geht auch darum, eine offene Kommunikationskultur zu fördern, zu Meinungsäußerungen zu ermutigen und neue Ideen offen zu teilen, auch wenn diese noch nicht zu Ende gedacht sind. Es muss ein Raum entstehen für kritische und unkonventionelle Gedanken, um daraus neue Wege und Lösungen zu kreieren. 
Auch der Begriff „Fehlerkultur“ ist in diesem Zusammenhang sehr relevant. Ich spreche hingegen lieber von „Lernkultur“ und dem „produktiven Umgang mit Fehlern“. Fehler sollten nicht als Misserfolge betrachtet werden, sondern als Chance zur Verbesserung. Nur dann trauen sich Menschen Risiken einzugehen, indem sie Neues ausprobieren und Bewährtes in Frage stellen. Nur so entsteht Wachstum. 

Warum ist psychologische Sicherheit ein Erfolgsfaktor in Teams?
Durch die eben skizzierten Verhaltensweisen und diese daraus entstehende offene Kultur wird die Basis gelegt für effektive Zusammenarbeit, Innovation und auch ständige Verbesserungen. 
Ein Mangel an psychologischer Sicherheit kann zu hohem Stress und zu Burnout führen, da Mitarbeitende ständig in Angst leben, Fehler zu machen oder ihre Meinung zu äußern. Ein sicherer Raum hingegen unterstützt das mentale Wohlbefinden, da die Mitarbeitenden wissen, dass sie unterstützt werden, auch wenn Herausforderungen auftreten.
Das Konzept der psychologischen Sicherheit wird manchmal missverstanden und fälschlicherweise als „Wohlfühlzone“ interpretiert, in der alle Ideen ungefiltert akzeptiert werden und es keinen Raum für Kritik gibt. Dies kann dazu führen, dass notwendige, konstruktive Auseinandersetzungen vermieden werden, was letztlich die Leistungsfähigkeit des Teams beeinträchtigen kann.

Insgesamt ist psychologische Sicherheit ein entscheidender Baustein für den langfristigen Erfolg einer Organisation. Sie schafft eine Arbeitsumgebung, in der Mitarbeitende ihr volles Potenzial entfalten können, was zu einer dynamischeren, kreativeren und erfolgreicheren Organisation führt.

Warum wird „psychologische Sicherheit“ so oft im Zusammengang mit „Agilität“ erwähnt?
Agilität und psychologische Sicherheit sind eng miteinander verknüpft, da beide Konzepte darauf abzielen, Teams effektiver, anpassungsfähiger und innovativer zu machen. Durch eine offene Kommunikation und Feedbackkultur im Umgang mit Fortschritten, aber auch Hindernissen, sollen Verbesserungspotentiale aufgedeckt werden. Damit diese Offenheit gelebt werden kann, ist psychologische Sicherheit entscheidend. Wenn Teammitglieder sich sicher fühlen, können sie ehrlich über Herausforderungen und Fehler sprechen, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben.

Kann psychologische Sicherheit gemessen werden?
Ein ganz klares „JA!“. Und das Gute daran ist, es kann auch seitens der Führungskräfte aktiv geführt und entwickelt werden. Hier beobachten wir seit einiger Zeit sehr viel Aufmerksamkeit bei den Entscheidungstragenden der Unternehmen. Es wird immer deutlicher, dass dadurch eine positive Unternehmenskultur und damit der Unternehmenserfolg gefördert wird.

Welche Rolle oder auch welche Verantwortung tragen die Führungskräfte bei diesem relevanten Thema?
Führungskräfte spielen eine zentrale Rolle bei der Schaffung und Aufrechterhaltung von psychologischer Sicherheit. Es geht natürlich einerseits um die Vorbildfunktion und das eigene Verhalten, das Zugeben von eigenen Fehlern, Offenheit und Transparenz, Förderung einer offenen Feedback-Kultur, klare Kommunikation, konstruktiver Umgang mit Fehlern, etc. 
Es gibt vielschichtige Ansätze bewusst an der Schaffung von psychologischer Sicherheit zu arbeiten. Genau an diesen Themen arbeiten wir im Business Coaching mit vielen unserer Kunden in verantwortungsvollen Führungspositionen.

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"Psychologische Sicherheit ist kein Wohlfühlfaktor, sondern einer DER relevanten Erfolgsfaktoren für Teams und deren Zusammenarbeit"

Meike Herbst, Senior Advisor zeb